Von der Handwerkzeug-Elite zum Ü70 Basketball-Vize-Europameister

Koffer packen gehört für Wilfried Hahn seit jeher zum Alltag. Die Welt zu bereisen und sich mit den Besten einer Disziplin im Wettkampf zu messen, ebenfalls. Fast vier Jahrzehnte galt er als Wiha Geschäftsführer und Treiber hinter einer enormen Unternehmensentwicklung. Der Handwerkzeughersteller avancierte unter der ehrgeizigen und weitsichtigen Führung von Hahn über die Jahrzehnte vom kleinen Familienbetrieb zu der heutigen Unternehmensorganisation mit Standorten rund um den Globus. Die Geschicke des Unternehmens führt mittlerweile die nächste Generation unter Wilhelm Hahn. Wer nun aber glaubt, dass Reisepass und Koffer im heimischen Schrank einstauben, der irrt gewaltig…

Die Lust auf Herausforderungen und das Ausloten von neuen Grenzen gehört offenbar zur DNA des heute 72-jährigen, leidenschaftlichen Sportlers. Manches im Koffer ist gleich geblieben, wenn es wieder auf Reisen geht: Strategien, Tabellen und ehrgeizige Ziele finden sich nach wie vor im Gepäck. Anstatt Bilanzen, Laptop oder Muster-Werkzeuge sind heute allerdings Trikot, Spielpläne und Basketball darin verstaut.

Als Mitglied und Team-Organisator der Ü70-Basketball-Nationalmannschaft gelang Wilfried Hahn ein Kunststück, das nur selten so gelingt: Von einer Elite in die nächste zu wechseln. Nach Eintritt seines Sohnes Wilhelm in die Geschäftsleitung 2013 zog sich Wilfried Hahn über die nächsten Jahre Stück für Stück im Sinne der Nachfolgeregelung aus den alltäglichen Aufgaben bei Wiha zurück. Zeit um ein neues Kapitel aufzuschlagen für den umtriebigen Geschäftsmann. „Mit meiner gewonnenen Zeit widmete ich mich verstärkt meinem leidenschaftlichen Hobby Basketball, das mich schon mein ganzes Leben begleitet. Meine aktive Karriere begann mit 16 Jahren, bis 1989 spielte ich aktiv. Danach spielte Basketball als Freizeitsport und Hobby nach wie vor immer eine wichtige Rolle in meinen Leben – sogar im geschäftlichen Rahmen. Als Hauptsponsor und Namensgeber der Wiha Panthers mischt Wiha z.B. schon seit 2010 im Profi-Basketball der 2. Bundesliga mit.“

Und daran sollte angeknüpft werden, wie der in Schonach beheimatete „4-fach-Großvater“ weiter erklärt: „Tatendrang und der Wunsch immer besser zu werden, in dem was ich mache, begleiteten mich über viele Jahre meines beruflichen Weges.  Dies in meinen Sport zu übertragen, war ganz natürlich für mich. Ich genieße es, mich auf diese Art und Weise fit zu halten – sowohl geistig wie auch körperlich“.

Wilfried Hahn ergriff damals auf eigene Faust die Initiative und erkundigte sich nach den Aufnahmemöglichkeiten in die deutsche Herren-Nationalmannschaft Ü65. „Auf der Welt war ich schon immer unterwegs, mich auf internationalem Boden mit anderen zu messen, hatte ich über Jahrzehnte verinnerlicht. Und es hat geklappt. 2015 war ich für die Weltmeisterschaft in Orlando im Kader und erlebte einen unvergessenen Wettbewerb – wenn gleich wir noch nicht ganz zur Spitze gehörten.“

Es folgten Europa- und Weltmeisterschaften in den Folgejahren in Serbien, Italien, Slowenien und Finnland. „Die Bedeutung des Basketballsports ist in vielen anderen Ländern um ein Vielfaches höher als in Deutschland. Die Begeisterung bei den Turnieren ist unwahrscheinlich groß, sie verbindet unterschiedlichste Nationen und Kulturen miteinander. Während der Maxi-WM in Italien 2017 stand z.B. Montecatini in der Toskana im Jahr 2017 ganz im Zeichen von Basketball. Über 3000 Teilnehmer hatten sich versammelt um ihrer gemeinsamen Leidenschaft nachzugehen und diese zu feiern. Alle Mannschaften zogen zur Vorbereitung auf eine spannende Sport-Woche in einem bunten großen Umzug durch die Straßen, schwangen ihre Fahnen, Musikkapellen spielten. Es war der perfekte Auftakt. Als Team erlebt man eine außergewöhnliche Zeit, der Zusammenhalt ist einfach toll und sehr vertrauensvoll.“

2020 kam der Knick der geplanten Fortsetzung auf dem Weg an die Weltspitze. Corona machte der EM-Durchführung im spanischen Málaga einen Strich durch die Rechnung. Genauso im Folgejahr 2021. Schließlich klappte es in diesem Sommer beim dritten Anlauf. „Davor hatten wir uns mit der Teilnahme an zwei deutschen Meisterschaftsturnieren und einigen Freundschaftsspielen vorbereitet. Das Team war zusammengestellt, endlich konnte es losgehen.“ Vom 25.06.- 03.07. hieß es dann sich mit 11 Mannschaften der Herrenliga Ü70 zu messen. Ein unvergessliche Zeit, wie sich Hahn erinnert:

„Zu Turnierbeginn haben alle Mannschaften zusammen eine Runde im Stadion gedreht – natürlich wieder mit Musik und Ansprache sowie den jeweiligen Teams in ihren einheitlichen Trikots oder Kleidungen.“ In der Gruppe mit Österreich und Italien fand sich das deutsche Ü70-Wiha-Team nach zwei Siegen schließlich mit England im Halbfinale und zuletzt im Finale mit Litauen. „Pünktlich zum Endspiel fiel dann leider unser bester Mann aufgrund einer Corona-Infektion aus. Das war sehr schade. Solche Tiefschläge gibt es aber nun mal im Sport. Nach einem fairen und spannenden Turnier haben wir es am Ende auf den zweiten Platz geschafft.“ Seine vier Enkel hätten den Opa jedenfalls trotz verpasster Gold-Medaille kaum stolzer mit gebasteltem Plakat und Gratulationen bei der Heimkehr in Empfang nehmen können, wie der Vize-Europameister zu berichten weiß. 

Als nächstes steht im kommenden Jahr die WM in Argentinien auf dem Programm. „Wir sind bereits an der Planung, Team-Zusammenstellung und Reisevorbereitung. Es gibt immer eine Menge zu organisieren. Und trainieren sollte man natürlich auch regelmäßig – immer unter der Voraussetzung, dass die Gesundheit mitmacht. Am Ende hoffen wir natürlich auf Gold, aber alleine schon die Reise nach Buenos Aires wird im nächsten Jahr wieder ein besonderes Highlight.“