Wiha mit klarem Appell an die Politik: Bitte weniger staatliche Regulatorik & mehr Fokus auf die Kernfunktionen

Diskussion und Austausch zwischen FDP-Landtagsabgeordnetem Frank Bonath, Wiha geschäftsführendem Gesellschafter Wilhelm Hahn und Senior-Geschäftsführer Wilfried Hahn zu aktuellen Themen rund um Energiepolitik, Fachkräftemangel und staatlicher Regulatorik

Schonach/Mönchweiler; So viel Zeit muss noch sein – darin waren sich FDP-Landtagsabgeordneter Frank Bonath, Wiha geschäftsführender Gesellschafter Wilhelm Hahn und Senior-Geschäftsführer Wilfried Hahn wenige Wochen vor Weihnachten einig. Beim Austausch über aktuelle Themen, wie die anhaltend herausfordernde Wirtschaftslage, aktuelle Energiepolitik, zunehmende staatliche Regulatorik oder die Fach- und Arbeitskräftesituation, gab es zwischen dem Politiker und den beiden Firmenvertretern am 07.12.2022 zwar auch weitere Übereinstimmungen, aber genauso ehrliche Kritik.

Erst mal zu den guten Nachrichten… Denn die gäbe es trotz aller Widrigkeiten, die die Industrie in den letzten Jahren zu bestreiten hatte, wie Wilhelm Hahn erklärte: „Wiha schließt dieses Jahr 2022 mit einem positiven Ergebnis ab und verzeichnet sogar umsatzseitig ein Rekordjahr. Unterm Strich ist das Ergebnis allerdings spürbar belastet durch die aktuelle Inflation, hohen Energiekosten und immer noch spürbaren Nachwehen der Corona-Jahre. Wir sind in der vorteilhaften Situation sehr international aufgestellt zu sein. Unser Angebotsspektrum deckt dazu eine sehr differenzierte Kunden- und Marktstruktur ab, was uns weniger abhängig von einzelnen Branchenentwicklungen macht. Insgesamt macht uns das sehr robust und widerstandsfähig gegenüber der ‚steifen Brise‘ von außen, die der Industrie und Wirtschaft seit den letzten Jahren anhaltend entgegenweht.“ Der Ausblick ins kommende Jahr sei dennoch nur vorsichtig optimistisch, wie Hahn darlegt: „Die prophezeite Rezession in Kombination mit den heutigen Unsicherheiten sowie extrem dynamischen Veränderungen der in- und ausländischen Rahmenbedingungen erlauben uns nur eine sehr konservative Planung.“

Der selbst aus dem nahe gelegenen Unterkirnach stammende FDP Abgeordnete Bonath zeigte ein offenes Ohr für die Anliegen und echten Schmerzpunkte, die Hahn anzusprechen wusste. „Die Industrie ist ein wesentlicher Motor unseres Landes und wichtige Säule für unser aller Wohlstand. Ein regelmäßiger Austausch, wie dieser mit Herrn Hahn, halte ich für essentiell wichtig, um die aktuelle Lage der regionalen Industrie angesichts der anhaltenden Krisenmeldungen weltweit besser einschätzen zu können. Außerdem wird es dabei helfen, vergangene und zukünftige Entscheidungen im Landtag bewerten zu können. Die kurz- und langfristigen Auswirkungen staatlicher Beschlüsse werden vor Ort in einem Unternehmen wie Wiha ganz direkt sichtbar“, führte Bonath dazu aus.

Wilhelm Hahn ging gerne weiter ins Detail und skizzierte die aktuellen Belastungen, die man bei Wiha zu spüren bekommt, wie folgt: „Die derzeitig hohen Energiekosten belasten Wiha im Wesentlichen durch deutlich gestiegene Preise für Stahl und Verpackung. Ganz direkt wirken sich diese natürlich auch auf unsere Gas- und Stromkosten aus, wobei Wiha an sich kein ‚Energie-intensiver‘ Betrieb im engeren Sinne ist.“ Die vielen Maßnahmen für eine optimierte Energieeffizienz seit der ISO50001 Zertifizierung 2014 zahlten sich jetzt aus, seither habe man bei Wiha einiges unternommen, um in Sachen Umweltschutz und Ressourcenschonung stetig besser zu werden. Heute sei ein Level erreicht, das in der momentanen Situation zum Glück enorm helfe, wie Hahn weiter darlegte. Wilfried Hahn, dem als Senior-Geschäftsführer nach wie vor die positive Geschäftsentwicklung angesichts der anhaltenden Krisenherde weltweit ein Anliegen ist, fand als Dritter im Bunde ebenfalls klare Worte: „Der Energiemarkt ist deutlich gestört durch regulatorische, staatliche Eingriffe, den Ukrainekrieg und die Energiewende. Preissteigerungen in der Breite zu international nicht mehr wettbewerbsfähigen Energiepreisen sind leider die aktuelle Folge.“

Bonath zeigte Verständnis für die offene Kritik und räumte ein, dass auch er die Notwendigkeit einer erneuten Energiepolitik-Wende sieht. Diese sei unbedingt notwendig, um nicht nur gut durch die nächsten 12 Monate, sondern vielmehr durch die nächsten 2-3 Jahre zu kommen: „Wir müssen kurzfristig auf alle verfügbaren Energiequellen zurückgreifen, die vieldiskutieren AKWs eingeschlossen. Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit müssen an erster Stelle stehen, gemeinsam mit Klimaschutz. Diese Bereiche gehen aber nur Hand in Hand, wenn der Industrie sprichwörtliche ‚die Energie‘ bleibt, um nachhaltigen Fortschritt hin zu mehr Klimaneutralität zu generieren.“ Einige ‚staatliche Einmischungen‘ sähe er aber dennoch als sinnvoll und wichtig. „Hier heißt es genau hinzuschauen und in die Diskussion zu gehen, ob und wie die Regularien in der Umsetzung für die Unternehmer gegebenenfalls vereinfacht und verschlankt werden können.“

Dies sei auch nach Meinung von Wilhelm Hahn die Krux an der Sache: „Die Flut an neuen Regeln aus dem Bundestag und Europa reißt nicht ab. In einem guten Geiste und mit guten Ambitionen werden ‚bürokratische Monster‘ erschaffen, die in der Wirkung leider häufig nur wenig mit den guten Ambitionen gemein haben. Der Kundennutzen wird nicht gesteigert, die Umwelt und Gesellschaft profitieren nur in geringem, praktischem Maße davon und vieles wird nur immer teurer. Inzwischen kann Wiha die Regulatorik-Kosten als einstelligen Prozentwert vom Umsatz ausweisen und es wird jedes Jahr mehr.“ Man würde sich wünschen, dass sich die Aufgaben und Ziele des Bundes- und Landtags sowie des Europa-Parlaments wieder mehr auf die Kernfunktionen Sicherheit, Stabilität, Wohlstandssicherung, Infrastruktur, Forschung und vor allem Bildung richten. „Dies würde unserer Gesellschaft einen echten, wichtigen Nutzen und Dienst erweisen und vor allem nachhaltig eine wirkliche Verbesserung bringen.“

Der FDP-Abgeordnete hakte in einem weiteren Punkt nach: „Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist ebenfalls ein wichtiger Indikator für die aktuelle Bewertung der Wirtschaftslage, ihrer zukünftigen Wachstumsprognose oder für die Notwendigkeit struktureller Anpassungen von Seiten des Staates. Wie nimmt Wiha die Problematik des Fachkräftemangels wahr, ist dieser bereits im Schwarzwald angekommen?“

Wilhelm Hahn fand darauf eine klare Antwort: „Leider ja – und zwar inzwischen auch in Bereichen, die weniger Fachkompetenz benötigen und in denen auch ungelernte Kräfte eingesetzt werden könnten. Der Wettbewerb um gute Arbeitskräfte geht in die nächste Runde – gerade im Schwarzwald-Baar Kreis mit faktisch 0% Arbeitslosigkeit ist es schwierig offene Positionen zu besetzen. Umso wichtiger wäre es eine gezielte Einwanderungspolitik zu betreiben und in Bildung bzw. Aus- und Weiterbildung zu investieren. Dafür ist es unabdingbar, die Vorrangprüfung für EU-Bürger zu überdenken sowie die gesellschaftlichen Hürden für Nicht-Deutschsprachige Mitbürger zu erleichtern.“

Alle drei Gesprächspartner waren am Ende über die Impulse und den konstruktiven Austausch dankbar und werden sich auch weiterhin für ihr gemeinsames Ziel des „Wachstums“ einsetzen – zum Wohle der Gesellschaft, der Wirtschaft und des Klimas. Zuletzt folgte eine Besichtigung der Wiha Produktion in Mönchweiler.

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