Wiha heizt ordentlich ein

Bürgermeister Jörg Frey, Gemeinderatsmitglieder und Nachbarn folgten Wihas Einladung zur Firmenbegehung in Sachen „energetische Gebäudesanierung und Standortsicherung Schonach“

Dass sich im und ums Hause Wiha in den letzten Jahren einiges getan war, war für die 17 geladenen Nachbarschaftsanwohner, Bürgermeister Jörg Frey, Gemeinderatsmitglieder und einen Pressevertreter keine Überraschung. Aufgerissene Straßen für die Verlegung von Rohren und Leitungen von der Obertalstraße bis zum Winterberg, neue Fenster oder ein Fassadenanstrich waren in den letzten Jahren nur ein paar der sichtbaren Indizien, dass bei Wiha viel im Gange ist. Doch während der 1 ½-stündigen Firmenbegehung am vergangenen Donnerstag wurde den externen Besuchern anschaulich und live gezeigt, was sich Wilhelm Hahn als geschäftsführender Gesellschafter von Wiha die Zukunftssicherung des Standortes Schonach kosten ließ… und welches Mammut-Projekt Gebhard Keller, Leiter des Wiha Gebäudemanagements, mit all den einzelnen Prozess-Abschnitten zu überwachen und planen hatte. Seit 2016 investierte der Handwerkzeughersteller rund 3,5 Millionen Euro in die energetische Gebäudesanierung in Schonach.

Gebhard Keller hatte auch die Einladung angestoßen. „Wir wollten bei dieser Gelegenheit zeigen, in was die ganzen Bauarbeiten, Sanierungs- und Umbauaktionen münden. Auch warum sich Wiha für diesen ganzen Aufwand entschieden hat“, erklärt Keller. Die Entscheidung für eine langfristige Zukunft des Schonacher Standortes sei nur eine Seite der Medaille. Ziele in punkto Nachhaltigkeit, CO²-Reduktion, Umwelt- und Klimaschutz spielten dabei ebenso eine tragende Rolle. „Umso schöner, dass so viele unserer Einladung gefolgt waren und damit zeigten, dass tatsächlich großes Interesse und Neugier daran besteht, was sich vor deren Haustür und hinter unseren Kulissen tut“, führt er fort. Mit dabei waren außerdem Birgit Metz-Hahn und Wilfried Hahn, die sich darüber freuten, dass Wiha – und insbesondere der Standort Schonach - unter der strategischen Unternehmensführung ihres Sohnes in nun dritter Generation auch für die nächsten Jahrzehnte bestens aufgestellt ist.

Erster Halt machten Wilhelm Hahn und Gebhard Keller mit der Besuchergruppe in den neu sanierten und energetisch modernisierten Büroräumlichkeiten im Erdgeschoss. Hier wurde anschaulich am offenen Raumkonzept demonstriert, inwiefern z.B. selbstregulierende Lichtinstallationen oder Heiz-Automatismen, bis hin zu 3-fach-verglasten Fenstern oder extra Dämmschichten in der Fassade bereits 15-20% des Energiebedarfs einsparten.

Nächster Zwischenstopp wurde in der frisch eröffneten und nagelneuen Mitarbeiter-Cafeteria im ehemaligen Werkzeugbau-Areal eingelegt. „Von einer großzügigen Küchenzeile, einer zentralen Wasser-Spender-Station, verschiedenen Sitz- und Essgelegenheiten, einer Relax-Ecke mit XXL-Flat-TV und Drehsesseln, bis hin zu einem separaten Raum für Dart- und Tischkicker-Turniere wurde hier an alles gedacht, was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern guttut“, fasste Wilhelm Hahn für die Besucher zusammen. „Zur Standortsicherung gehört auch dazu, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und zu bleiben. Dafür tun wir so einiges – die neue Cafeteria ist nur ein Puzzlestück von vielen… aber eines zum Wohlfühlen.

Hoch hinaus ging es schließlich aufs Dach bzw. zur großflächigen Photovoltaik-Anlage. Eine grundsolide und maximal stabile Gebäudestruktur ermögliche es, gewichtstechnisch keinerlei Bedenken haben zu müssen, sogar wenn es je um eine Erweiterung gehen sollte Gebhard Keller legte ganz offen die Zahlen auf den Tisch: „In der Spitze erreichen wir damit 98,4 kw/p. Die gewonnene Solarenergie kann dabei zu 95 % selbst verbraucht werden und deckt einen signifikanten Anteil des täglichen Energiebedarfs am Standort Schonach ab. Natürlich bringt uns diese Installation auch ein Stück weit Unabhängigkeit vom Energiemarkt bzw. eine Teil Risikoabsicherung.“

 
(Bild: Dank der eigenen PV-Anlage kann Wiha einen signifikanten Anteil des täglichen Energiebedarfs am Standort Schonach durch Sonnenenergie abdecken.)

Daran anknüpfend ging es drei Stockwerke von ganz oben nach ganz unten in die Heiz-Räume des Unternehmens. „Vor ein paar Jahren standen wir nach einer Analyse der aktuellen Energieversorgungs- und Gebäudeinfrastruktur vor der Entscheidung, wie es weitergehen soll. Seit den 90er Jahren heizten wir mit einem 600 Kilowatt Gaskessel – nicht redundant, das heißt: Fällt die Gasversorgung aus oder hat die Anlage einen Defekt, kann der Energiebedarf durch nichts aufgefangen bzw. anderweitig ausgeglichen werden. Der „grüne Daumen“ sprach ebenso nicht für ein einfaches Update auf Gas 2.0… Was also tun? Einfacher Austausch des alten mit einem neuen Gaskessel? Jedoch wären wir dann wieder nicht redundant und wären weiter auf der fossilen Schiene…“, erinnerte sich Keller an die damaligen Gedanken gemeinsam mit der Familie Hahn.


(Bild: Gebhard Keller, Leiter Gebäudemanagement bei Wiha, lässt die Besucher in den Heizräumen bei Wiha „hinter die Kulissen blicken“.)

Zu niedrige Decken und beengter Platz im Untergeschoss galten als nur zwei von vielen Hindernissen, die die zusätzliche Installation einer umweltfreundlicheren Alternative im bisherigen Heiz-Areal schier unmöglich machten. Der Bau eines neuen „Heiz-Hauses“ stand im Raum und wurde aus immensen Kostengründen verworfen – genauso wie die Nutzung eines eigenen, auf dem Wiha-Gelände angrenzenden Gebäudes. Dies ist jedoch in Bach-Nähe. Zu groß wären die Bedenken gewesen im Falle einer Überschwemmung.

Dann kam die Idee, das leerstehende Kellergeschoss des Wiha-Gebäudes in der Winterbergstraße einer neuen Nutzung zuzuführen. Was wenn man die neue Heizanlage auf Basis erneuerbarer Biomasse als Reduzierung der Gas-Versorgung dort installiert? Nach eingehender Prüfung und Rechnung aller notwendigen Investitionen, inklusive Straßenarbeiten, abzüglich möglicher Förderungen des Bundes, fiel schließlich die Entscheidung PRO Winterberg-Gebäude und PRO neues Heizkraftwerk mit regionalen Holz-Pellets aus. Insgesamt bedeutete dies eine Investition von 1,4 Millionen Euro – abzüglich staatlicher Förderungen von bis zu 35%, die zwar genehmigt, aber noch nicht vollständig ausbezahlt wurden. Das Ergebnis freut Gebhard Keller trotzdem: „66% der benötigten Heiz-Energie in Schonach kann damit bereits seit 2023 mit Biomasse abgedeckt werden, wir heizen nur noch 1/3 über Erdgas.“


(Bild: Wiha heizt nur noch zu 1/3 mit Erdgas, 66% werden bereits mit Biomasse abgedeckt.) 

Natürlich konnten sich die Besucher zum Schluss der Begehung ihr eigenes Bild in der Winterbergstraße machen. Nach einem Blick auf die im Kellergeschoss stationierte Anlage untermauerte Gebhard Keller mit weiteren Zahlen und Fakten den positiven, nachhaltigen Effekt: „Wir unterschreiten mit unserer Anlage sogar die aktuellen, sehr restriktiven Feinstaub-Grenzwerte um 50%. Außerdem haben wir die Infrastruktur der Heizanlage so angelegt, dass sogar die Gemeinde Schonach in mittel- oder langfristiger Zukunft mit von der Partie sein könnte. Eine Ankopplung an das örtliche Wärmenetz wäre jederzeit von Seiten Wiha möglich, falls man dies in ein zukünftiges Energiekonzept integrieren wolle“.


(Bild: In der Winterbergstraße konnte sich live ein Bild der neuen Heiz-Anlage gemacht werden.) 

Bürgermeister Jörg Frey bedankte sich daraufhin ausdrücklich bei Wilhelm Hahn und Gebhard Keller dafür, dass die Gemeinde Schonach von Beginn an in die Planungen und Vorhaben in Sachen Energiekonzept miteinbezogen wurde. „Es ist nicht selbstverständlich, dass uns Wiha stets auf dem Laufenden hielt und uns daran teilhaben ließ, welche Optionen sich durch die Heizanlage hinsichtlich eines zukünftigen Energiekonzepts innerhalb der Gemeinde Schonach eröffnen könnten.“ Anfragen bei Ingenieursbüros in Sachen Mach- und Umsetzbarkeit habe es schon gegeben, leider aufgrund fehlender Kapazitäten noch ohne Rückmeldungen. Grundsätzlich suche man nach Möglichkeiten, dennoch sind diese eher lang- als mittelfristig realisierbar, wie Frey weiter erläuterte: „Für die nächsten fünf bis zehn Jahre würde ich ungern die Hoffnung schüren, dass sich die Gemeinde oder Bürger über ein kommunales Wärmenetz an die Heizinfrastruktur der Firma Wiha ankoppeln können. Ein möglicher Netzausbau bedarf neben einer enormen Planung vor allem eines: Investoren, die dieses Projekt tragen, finanzieren und am Ende auch betreiben.“

 
(Bild: Bürgermeister Jörg Frey)

Wilhelm Hahn versprach die Option in jedem Fall offen zu lassen: „Wir werden bereit sein, wenn ihr es seid, kommt auf uns zu, wann immer die Zeit reif ist.“


(Bild: Wihas Heizinfrastruktur ist so ausgelegt, dass sich die Gemeinde Schonach in Zukunft über ein kommunales Wärmenetz ankoppeln könnte).

Als letzte Projektphase stehe nun in Schonach die Sanierung des vorderen Gebäudeteils an, in dem auch die Zentrale stationiert ist, wie Keller gegen Ende noch einen Ausblick gab. Dann würde man den Wiha Standort Mönchweiler in Angriff nehmen – alles unter dem Augenmerk der nachhaltigen, energetischen Gebäudesanierung.